Erwin R.

Schon im Alter von fünf Jahren gab ich in Konzerte für die Stofftiere in meinem Zimmer – ein nicht allzu leidenschaftliches, aber umso geduldigeres Publikum. Spätere Visionen von Auftritten vor lebendem Publikum scheiterten leider an mangelhaftem Marketing: Der Verfasser des einzigen Plakates (ich selber) hatte sich auf eine rein intuitive Fantasieschrift verlassen.

 

Etwas ernster wurden es, als ich zehn Jahre später als Bassist einer neu gegründeten Band anheuerte. Wir versuchten uns an Stücken unserer Vorbilder und tauchten unsere Pfötchen zaghaft in die Untiefen des Songwriting. Nach und nach wurde die Musik ein immer wichtigerer Teil meines Lebens.

 

Nachdem ich einer drohenden Technikerkarriere entronnen war, schnallte ich mir einen Rucksack um und suchte das Weite, das Abenteuer und mich selbst. Dabei spülte mich der Zufall (wenn es ihn denn gibt) in die Slums illegaler Flüchtlinge an der thailändisch-burmesischen Grenze. Dort machte ich Erfahrungen, die mich tief geprägt haben.

 

Zurück in Österreich, lieferten mir zwei Studien einen Vorwand, mich ausschließlich mit Musik zu beschäftigen. Zwischen den Vorlesungen emigrierte ich mit der Rockband Jerx nach Berlin, jazzte mit dem Horst Eckhart Trio, komponierte, produzierte, tourte und schrieb den Roman Jenseits des Lächelns, in dem ich meine Erfahrungen in der dritten Welt verarbeitete. Leise, aber unaufhaltsam keimte währenddessen außerdem der Traum in meinem flausengeplagten Kopf, direkte, ungekünstelte Lieder in der Sprache zu schreiben, in der ich denke, rede und träume.

 

Mittlerweils sind diese Lieder für mich Wegbegleiter, Sprachrohr und Heilmittel geworden. Solo oder mit der Bagage trage ich sie im die Welt. Außerdem spiele ich Bass in diversen kunterbunten Formationen, mache Filmmusik und unterrichte an einer Musikschule. Und teste neue Songs an den Stofftieren meiner Bonustochter. Aber das bleibt bitte unter uns.

 

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